...be sure to wear some flowers in u'r hair...
Die Hippiezeit ist eigentlich längst vorbei, doch hier liegt noch ein Hauch Woodstock, eine Prise 70ger, die good old time hier noch spürbar sind. Das Hotelzimmer spartanisch klein, vor der Haustür fährt von Zeit zu Zeit eine Cable Car und überall ein schwerer, bekannter Duft, der nicht nur vom Cannabisshop an der Ecke stammen kann. Der typische Signalton einer Streife ist permanent zu hören und irgendwie ist alles so, wie wir uns das vorgestellt haben, nur halt viel größer.
Die Seelöwen am Hafen geben ihre nie enden wollende Show, Alkatraz erscheint mahnend zwischen den Wogen und die Golden Gate ist halt schon beeindruckend, wenn auch deutlich kürzer wie die sogar etwas ältere Baybridge über die wir am Morgen angereist sind.
Und haben wir unsere Favoriten hier schon genannt: die Cable Cars (sie feiern dieses Jahr ihren 150ger), die Seelöwen und halt auch die Gate. Es ist wirklich cool, über sie zu wandeln und wir genießen einmal kein auf und ab der Straßen in kauf nehmen zu müssen. Die Aussicht auf den Pazifik, die Skyline und die Brücke selbst, an der man bei genauerem Hinsehen wunderschöne Art déco Elemente entdeckt.
Alles andere hier ist staunen, bummeln, genießen im Zeitlupentempo. Eilig darf man es hier nicht haben, man wartet auf den Bus, ein Platz im Café oder ein Softeis nach dem Motto, da stehen viele an, das muss gut sein. Nur bei der Rechnung sind sie hier flott. Wenn ich zu Kasse gebeten werde, kaum das wir die ersten Bissen hatten, stößt mir das sauer auf, hier jedoch scheinbar normal.
Und als wir in Chinatown zum Abendessen gingen, waren wir plötzlich in China und nicht wie bei uns, eine westlich angepasste Gaumenfreude. Ente mit Knochen und Stäbchen ist nicht einfach zu verdauen... Ebenso die Zeltplätze Obdachloser auf den Gehwegen, illegale Verkaufsmärkte, die von Ordnungshüter dann schnell aufgelöst werden und unendlich viel Armut und Leid. Den Bettler vor dem Nobelhotel und die verwahrloste Frau im Bus gibt's wirklich, nur eben nicht so happy oder ulkig wie im Film, sondern verstörend und brutal real. Dem lautschimpfenden Kerl im Rollstuhl aus dem Bus zu helfen dauert ewigkeiten und der Busfahrt macht es geduldig und fast liebevoll; kein Wunder, dass hier kein Fahrplan stimmt... Das ist die Kehrseite einer solch großen Stadt - natürlich gibt's auch Obdachlosigkeit in Deutschland, aber hier spürt man hautnah, wie schnell jemand durchs soziale Raster fallen kann.
Manches bleibt unergründlich, wieso die Seelöwen fast ausschließlich nur an dieser Stelle sich sonnen, warum der Golden Gate Park so heißt, obgleich man von keiner Stelle die Brücke sieht und der Fahrplan und die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Nach drei Tagen brechen wir Richtung New York auf, standesgemäß im Harvey Milk Terminal; bei der Sicherheitskontrolle wurden die #reisebärchen ebenfalls gebührend und gründlichst überall abgetastet...
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